3. Juni 2014

Die Meinung von Sayyid al Sistani bezüglich des Tatbirs + Fatwa

Es gibt zwei Gruppierungen hinsichtlich dieser Angelegenheit: Die Eine, die behauptet, dass Sayyid al Sistani den Tatbir befürwortet bzw. erlaubt. Und dann noch die Andere, welche meint, dass der Sayyid den Tatbir als haram ansehe. Die Nachahmer von Sayyid al Sistani wissen zumeist nicht, was sie von all dem glauben sollten.

Nach unseren Beobachtungen wurde nie die Meinung eines Wakils (Vertreter, Beauftragter) von Sayyid al Sistani herangezogen. Selten wurden auch Gelehrte, die Sayyid al Sistani nahestehen, befragt oder zitiert. Wir werden es in diesem Fall tun und aufzeigen, dass Sayyid al Sistani den Tatbir weder erlaubt noch verbietet. Die Wahrheit ist, dass sich der Sayyid hinsichtlich dieser Angelegenheit nicht äußert und es seinen Nachahmern überlässt, einen anderen Marja bezüglich dieser Angelegenheit zu folgen. Im Fiqh ist eine derartige Vorgehensweise der Maraje nicht untypisch.

Die Gelehrten und Wukala (Vertreter, Beauftragte) von Sayyid al Sistani äußern sich


Bevor wir die Gelehrten zitieren, sollte gesagt sein, dass sich vor geräumiger Zeit eine Jugendgruppe nach Irak aufmachte und die Geschwister genau das Gleiche zu hören bekamen, wie in der obigen Einleitung beschrieben. Doch kommen wir nun zu den Gelehrten:

Video 1 und 2: Sheikh al Dahneen – Wakil (Vertreter, Beauftragter) von Sayyid al Sistani – Zusammenfassung der wichtigen Argumente, die im Video angesprochen werden:

Es folgt das Video und direkt hierunter die wichtigen Argumente:


- Über einiges bezüglich der husseinitischen Riiten, speziell über das Weinen und über den Tatbir, klärt Sheikh al Dahneen auf.
- Sheikh al Dahneen zählt einige Gelehrte auf, die Tatbir zu den husseinitischen Riiten zählen, wie beispielsweise Ayatullah Khurasani, Ayatullah Hakeem, Ayatullah Fayad, Ayatullah al Najafi, und erwähnt, dass auch Gelehrte existieren, die den Tatbir verneinen.
- Der Sheikh erwähnt den Standpunkt von Sayyid al Sistani: Sayyid Sistani hat seinen Wukala (Vertretern, Beauftragten) zugesichert, Sheikh al Dahneen ist einer davon (erwähnt er auch im Video), dass er es nicht akzeptiert, wenn ihm eine Meinung bzw. ein Standpunkt bezüglich des Tatbir zugeschrieben wird! - Sayyid Sistani erlaubt es nicht, dass jemand ihm die Erlaubnis des Tatbirs, so wie auch den Verbot des Tatbirs, zuschreibt.
- Aber wie sollen die Nachahmer/Befolger von Sayyid al Sistani verfahren? Als die Wukula Sayyid al Sistani diese Frage stellten, antwortete dieser, dass die Angelegenheit des Tatbir nicht die einzige Angelegenheit sei, bezüglich der er sich nicht äußerte.
- Sheikh al Dahneen geht auf die Frage bezüglich des Fiqhs ein, ''Wie sollte hinsichtlich der Angelegenheiten, über die sich ein Marja nicht äußert, gehandelt werden?''. Antwort: Der Nachahmer sollte einen anderen Marja bezüglich dieser Angelegenheit folgen, und zwar jenem, der nach dem eigenen Marja folgt bzw. der Meistwissenste nach ihm ist. Folglich, wenn der ausgewählte Marja daran glaubt, dass Tatbir der Rechtschule der Shiiten schadet, so sollte man diesen in dieser Angelegenheit folgen. Falls der Marja jedoch den Tatbir erlaubt, so darf man den Tatbir praktizieren.
- Sheikh al Dahneen sagt: Man solle aus dieser Angelegenheit kein großes Problem machen und diese auch nicht hochpushen.

Zum zweiten Video, wieder vom Wakil (Vertreter, Beauftragter) Sayyid al Sistanis, Sheikh al Dahneen:


- Das Video fängt mit den Worten des Fragestellers an, und zwar an Sheikh al Dahneen, dass dieser doch vor geräumiger Zeit sagte, dass Sayyid Sistani seine Meinung (sein Urteil) bezüglich des Tatbirs nicht äußern würde, während doch jetzt ein Video aufgetaucht ist, in welchem das Gegenteil behauptet wird (zu diesem Video kommen wir am Ende des Artikels) - Sheikh al Dahneen erwähnt, dass er ein kleiner Wakil von Sayyid al Sistani ist
- Er erwähnt auch: Jener, der sagt, dass Sayyid al Sistani anhand einer Fatwa Tatbir erlaube oder auch Tatbir als haram erkläre, liegt falsch.
- Sheikh al Dahneen weiter: Sayyid al Sistani möchte bezüglich des Tatbirs keine Meinung abgeben.
- Der Sheikh erklärt: Was nun jene angeht, die Sayyid al Sistani nachahmen und seine Meinung diesbezüglich wissen möchten, so sollten diese wie folgt verfahren: Man befolgt das Urteil/die Fatwa eines Marjas bezüglich einer Sachlage, wenn denn ein Urteil/eine Fatwa vorliegt. Ist dies nicht der Fall, so sollte man den darauffolgenden Marja (den Meistwissensten) folgen.
- Sheikh al Dahneen zählt Gelehrte auf, die nach seiner Meinung in diesen Rahmen fallen, wie beispielsweise Ayatullah al Khurasani, Ayatullah al Hakeem und Ayatullah al Fayad, die Tatbir als mustahab (empfohlen) ansehen, oder Ayatullah Bashir al Najafi, der es den husseinitischen Riiten zuschreibt.

Video 3: Sayyid Mounir Khabas (Laut einigen Quellen, ist dieser Gelehrte ebenfalls ein Wakil von Sayyid al Sistani, wir können dies jedoch nicht versichern) - Zusammenfassung der wichtigen Argumente, die im Video angesprochen werden:

Es folgt das Video und direkt hierunter die wichtigen Argumente:


- Die Leute sollen bezüglich solcher Thematiken ihre Gelehrten befolgen und diese Angelegenheit nicht zu sehr hochpushen.
- Sayyid Mounir al Khahbaz erwähnt, dass beispielsweise Sayyid Khamenei den Tatbir als haram ansieht, während beispielsweise Sayyid Sadiq al Shirazi Tatbir als Mustahab (empfohlen) einstuft, so wie auch Sayyid al A3la Sabsawari, der es ebenfalls als Mustahab (empfohlen) ansah und zu den husseinitischen Riten zählte. Jeder solle seinem Marja diesbezüglich folgen.
- Sayyid Mounir Khabaz sagt weiter: Ich rief nach Najjaf an und erwähnte, dass in Bahrain eine Fatwa Sayyid Sistani zugeschrieben wurde, welche besagte, dass Tatbir lieber zu unterlassen sei. Der Sohn von Sayyid Sistani, Sayyid Mohamad Ridha al Sistani (Gelehrter und Hauzalehrer), antwortete, und zwar, dass es eine Lüge sei und bezüglich dessen nichts aus dem Munde Sayyid Sistanis kam und dass im Allgemeinen, wenn Sayyid Sistani über den Tatbir befragt wird, dieser stets von sich gibt, dass er hierzu nichts sagen möchte.
- Abschließend folgende Aussage: Jener, der Tatbir praktizieren möchte und sich dabei auf seinen Marja beruft, soll es machen, und jener, der Tatbir nicht ausüben möchte, da dieser sich an seinen Marja hält, soll es unterlassen.

Video 4: Al Sayyid Hashim al Hashimi - Zusammenfassung der wichtigen Argumente, die im Video angesprochen werden: Es folgt das Video und direkt hierunter die wichtigen Argumente:


- Sayyid Hashim al Hashimi erwähnt, dass sich in den letzten Jahren viele Diskussion bezüglich des Tatbirs ereigneten und es den Anschein erweckte, als dürfte es bezüglich des Tatbirs nur eine Meinung geben. Doch nein, auch diese Angelegenheit sollte man so handhaben, dass jeder seinem eigenen Marja Gefolgschaft leistet.
- Bezüglich Sayyid al Sistani sagt er dann weiter: Sayyid Sistani besitzt bezüglich des Tatbirs keine öffentliche Meinung. Von Daher ist es nicht erlaubt zu sagen, dass Er es als haram (verboten), mustahab (empfohlen) oder erlaubt ansieht. - Sayyid Hashim al Hashimi erwähnt die Vorfälle bei einigen Sendern, wo die Sprecher aussagten, dass Sayyid Sistani den Tatbir als haram ansehe. Diese Äußerungen jedoch sind falsch.
- Man sollte immer die Schrift und den Stempel vom Büro Sayyid al Sistanis vorziehen, besonders hinsichtlich solcher Angelegenheiten. Selbst bei den Wukala eines Marjas sollte man aufpassen, denn diese sind auch berechtigt deren eigene Meinung bezüglich einer Sachlage zu äußern, was nicht gleich heißen muss, dass diese auch die Meinung des Marjas ist.
- Weiter erzählt er: Die Wukala (Vertreter, Beauftragten) von Sayyid al Sistani erkundigten sich bei seinem Büro, ob der Sayyid eine Fatwa ausgab, die Tatbir als haram erklärte. Das Büro lehnte solch eine Fatwa ab und fügte hinzu, dass bezüglich dessen nichts geäußert wurde.
- Sayyid Hashim al Hashimi erzählt, dass er selbst im Büro anrief und dieses ihm mitteilte, dass nichts aus dem Munde von Sayyid Sistani ausgesprochen wurde. Er fügt hinzu: Es gehört auch zum Recht eines Gelehrten sich bezüglich einer Angelegenheit nicht zu äußern. So bleibe dann nur die Frage offen, wie denn seine Nachahmer verfahren sollten, wenn Sayyid Sistani doch keine Meinung bzw. kein Urteil äußerte? In diesem Fall sollte der Nachahmer dem Höchsten bzw. Meistwissensten Marja nach Sayyid al Sistani folgen.

Die bestätigende Fatwa des Büros


Nun gibt es viele, die trotz der Aussagen der obigen Gelehrten grübeln würden. Dementsprechend haben wir vor kurzem dem Büro (http://www.najaf.org/) von Sayyid al Sistani folgende Frage zukommen lassen und eine Antwort erhalten:

Frage: Ein Salamualeikum an die Eminenz, Ist es wahr, dass Sayyid al Sistani seine Meinung bezüglich des Tatbirs nicht preisgibt, und dass wir hinsichtlich dieser Angelegenheit einen anderen Marja folgen können, welcher der Meistwisstenste nach Sayyid al Sistani ist? Ein Dank an Sie im Voraus, Euer Bruder im Glaube -
Antwort: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen, Ja, ist es. Wa aleikum al Salam

Folgend, ein Snapshot von der Mail – bei Fragen hierzu, könnt ihr uns gerne eine Mail zukommen lassen:

Bild anklicken

Von Daher dürfte nun alles eindeutig sein. Mehr muss hierzu nicht mehr gesagt werden.

Sheikh Assad Qasir – Sayyid Sistani stuft den Tatbir als haram ein?


Nun gibt es ein Video angeführt von einem shiitischen Sheikh, nämlich Sheikh Assad Qasir. In diesem Video behauptet der Sheikh, dass Sayyid al Sistani den Tatbir als haram einstufen würde:


Die von uns aufgelisteten Gelehrtenaussagen, gefolgt von der obigen Fatwa aus dem Büro von Sayyid al Sistani, zeigen auf, dass diese Behauptung falsch ist. Es muss sich wohl um ein Missverständnis handeln, welches dem Sheikh veranlasste soetwas von sich zu geben. Doch auch diesbezüglich äußerte sich das Büro von Sayyid al Sistani und stellte nochmals klar, dass Sayyid Sistanis keine Meinung preisgegeben hat und den Tatbir weder als haram noch als halal eingestuft hat. Dementsprechend ist der Inhalt des Videos nichtig.

Der folgende Scan der Äußerung des Büros liegt uns vor, den uns freundlicherweise ein studierender Bruder aus Najaf zukommen ließ:

Bild anklicken

Zusammenfassung


Folgende wichtige Punkte sollte der Leser in Erinnerung behalten:

- Sayyid Sistani äußerte seine Meinung bezüglich des Tatbir nicht, weder erklärt Er diesen als Haram (verboten) oder Halal (erlaubt). Jene Fatwas, die im Umlauf sind, zitiert aus Zeitungen oder sonstigen Internetplattformen und entweder ein Erlaubnis oder ein Verbot bezüglich des Tatbirs ansprechen, sind nichtig. Dieses wird von Gelehrten, Wukula und dem Büro von Sayyid al Sistani bestätigt.
- Seinen Nachahmern steht es frei hinsichtlich des Tatbirs einen anderen Marja heranzuziehen, und zwar den Meistwissensten (Ahlul Khibra befragen etc.) nach Sayyid al Sistani. Ist es so, dass der zweite Marja, den Tatbir erlaubt, so darf dieser ausgeübt werden (außer in Staaten, in welchen es die Staatsordnung nicht zulässt). Gehört der zweite Marja jedoch zu jenen, die es verbieten, so ist es auch dem Nachahmer von Sayyid Sistani verboten.

Die deutschen Plattformen sollten ihre Texte revidieren, da es sich um eine Fehlinformation bezüglich Sayyid al Sistani und dem Tatbir handelt. Sayyid Sistani erlaubt es auch nicht, dass man ihm eine Meinung bezüglich des Tatbirs zuschreibt, sei diese positiv oder negativ. Einem Gelehrten zuzuschreiben, dass dieser etwas erlaube oder verbiete, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht, ist eine Handlung, die zu verwerfen ist.

Des Weiteren rufen wir alle Parteien dazu auf, auch bezüglich des Tatbirs mit Respekt zu argumentieren, keine Gelehrten zu schmähen, seien diese Befürworter oder Ablehner und sachlich zu diskutieren, ohne jegliche Schimpfwörter.